Windrose statt Landkarte

Die geographische Systematisierung des Heiligen Landes und ihre Visualisierung durch Burchardus de Monte Sion um 1285, in: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters, Bd. 69, Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar 2013, Seite 45 – 106. ISBN: 978-3-412-22204-8 | ISSN 0012-1223

Zur Studie:

Burchard von Monte Sion verfasste um 1285 eine 'Descriptio Terrae sanctae', eine für das ganze Mittelalter einzigartige Beschreibung des Heiligen Landes (Israel, Palästina, Südlibanon). Sie wurde bis ins 16. Jahrhundert immer wieder gedruckt und gehörte zu den am weitesten verbreiteten geographischen Darstellungen.

Manche Mappologen (Paul A. Harvey, Ingrid Baumgärtner) gehen bislang davon aus, dass Burchard eine Kurzfassung seines Textes zusammen mit einer Landkarte nach Magdeburg geschickt habe. Doch bei dieser Annahme handelt es sich um eine wissenschaftliche Fiktion, die auf der Fehlinterpretation eines lateinischen Textes des 19. Jahrhunderts beruht. Das führt der vorliegende Aufsatz vor. Ferner zeigt die hier vorgenommene Analyse der 'Descriptio', dass der deutsche Dominikanermönch sich zur Bearbeitung des Heiligen Landes einer Windrose bediente: mit ihrer Hilfe teilte er die Landschaft ein und durchwanderte sie, immer wieder von Akkon (heute Acre im Norden Israels) ausgehend, Sektor für Sektor. Diese Sektorengliederung bestimmt daher auch die Gliederung seiner Landesbeschreibung in beiden überlieferten Versionen – d. h. in der Kurzfassung wie in der Langfassung seiner 'Descriptio' – gleichermaßen.